Unsere Kleingartenanlage zählt, seit 1943, zu den mittelgroßen Anlagen in Berlin.In Weißensee sind wir immerhin die drittgrößte Kleingartenanlage im Bezirksverband.Sie gilt als eine Idylle im nordöstlichen Vorland von Berlin, und die Mitglieder und Besucher sagen, sie ist eine der schönsten Anlagen im östlichen Teil Berlins.
Was macht diese Schönheit aus?
Es sind dies:
Die ruhige Lage und die unterschiedliche Größe der Parzellen, die Vielfalt in der Bebauung und Gestaltung,
der Pfuhl als Naturschutzgebiet und vieles mehr. Einförmigkeit gibt es kaum. Mit Buchstabenkennung
versehene Wege, Sackgassen, Stichwege, Irrwege aber auch "Straßen", "Obstgärten" wechseln sich ab. Unser Spartenheim bietet auch für die Gäste der KGA immer etwas Neues.
Zur Geschichte von Heinersdorf
1302 |
Das Heinersdorfer Kirchensiegel datiert aus diesem Jahr. |
1319 |
Erste urkundliche Erwähnung als "Hinrickestorppe." |
1319 - 1691 |
Im Besitz des Heilig Geist-Hospitals zu Berlin. |
1375 |
Im Landbuch Kaiser Karls IV. erscheint der Ort als "Hennichstorf", Heynrichstorff", "Hinrichstorff", "Heynrichstorff prope Berlin". |
1624 |
Als Einwohner werden genannt: zehn Hüfner, zwei Kossäten, ein Hirte. (Kossäte: Hintersasse, abhängig von einem Grundherren). |
1691 - 1705 |
Die Herrschaft über das Dorf hat Paul v. Fuchs. |
1705 - 1812 |
Heinersdorf untersteht dem Amt Niederschönhausen. |
1734 |
Die Einwohnerzahl beträgt 79. |
1745 |
Genannt werden: sieben Bauern, drei Kossäten, ein Schenkkrug. |
1812 - 1872 |
Heinersdorf untersteht dem Amt Mühlenhof. |
1817 |
Heinersdorf hat 101 Einwohner, 16 Wohnhäuser. |
1860 |
Dorf mit zwei Abbauten (zwei Windmühlen), vier öffentliche, 22 Wohn-,53 Wirtschaftsgebäude (holländische Getreidemühle, drei weitere Mühlen). |
1899 |
500 Einwohner; Anschluß an die Eisenbahn von Berlin nach Stettin. |
1900 |
Der Ort besteht aus 73 Häusern. |
1910 |
Der Wasserturm wird erbaut. |
1920 |
Heinersdorf wird in Berlin eingemeindet. |
Durch den Ersten Weltkrieg wurde dieses Vorhaben jedoch vereitelt, das Rathaus wurde nie gebaut. Als Wasserturm konnte er auch nicht mehr verwendet werden, da sich das Verfahren zur Bereitstellung von Wasser inzwischen weiterentwickelt hatte. Nebenan stand das Maschinenhaus.
Auf dem vorgelagerten Hügel am Wasserturm stand früher eine Windmühle, die der Heinersdorfer Mühlenbäcker unterhielt, der das berühmte "Heinersdorfer Landbrot" herstellte.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule am Wasserturm erbaut, und der Turm in diesen Schulneubau mit einbezogen. Er trug zu dieser Zeit noch eine kupferne Kuppel. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im Turm eine Flakstellung eingerichtet. Nach dem Krieg kontrollierte die sowjetische Besatzungsmacht von hier aus den Flugverkehr von und nach Tegel. Der erste und zweite Stock wurde hingegen weiterhin von der Schule genutzt. Heute ist der Turm stark sanierungsbedürftig und nur notdürftig gesichert. Der Eingang wurde vermauert. Eine Grundsanierung würde gut eine halbe Million Euro kosten. Da ein Abriß jedoch noch teurer werden würde (um die 11 Millionen Euro) besteht noch Hoffnung für den Turm. An einem Nutzungskonzept wird gearbeitet. Vielleicht finden sich Interessenten, die in das Gebäude investieren würden…
Auf dem Gelände unserer Anlage befand sich bis in den dreißiger Jahren eine kleine Seifenfabrik . Infolge der Verarbeitung alter Knochen hat es damals fürchterlich in der Umgebung gestunken. Diese kleine Fabrik mußte weichen, als 1936 das östliche Gebiet "Am Steinberg" bebaut wurde.
Sie brannte ab und die Keller, Siedekessel und ähnliches wurden von den Anwohnern mit Unrat „verfüllt“. Ratten vermehrten sich. Bis endlich diese Fläche planiert wurde. Heute stehen dort Garagen.Das restliche Gelände war eine Wiese, auf der die Kühe weideten. Der Kuhbauer hatte damals ein kleines Häuschen als Herberge.Dann sollte auch hier gebaut werden, und der Kuhbauer mußte sein Land an eine Siedlungsgesellschaft verkaufen .Die Steine waren schon abgeladen und die ersten Kellergeschosse im Obstgarten an der Berliner Straße bereits gebaut,(auf der Luftbildaufnahme zu sehen) als die Baugesellschaft pleite ging.
Von der geplanten Bebauung haben einige unserer Wege die Bezeichnung "Straße". So
z.B. die Straßen 45,46, 49, 54 und 56.
Doch richtige Straßen sind es nie geworden.
Die Straße „Am Steinberg“ hat übrigens ihren Namen nicht nach den vielen Steinen, die immer wieder in unseren Gärten zu Tage treten, sondern nach einem (für Berliner Verhältnisse) echten „Berg“. Ähnlich dem Weinberg, Mühlenberg, Prenzlauer Berg usw.
Die sich mit Kriegsbeginn verschlechternde Versorgung der Berliner Bevölkerung mit Nahrungsmitteln führte zur Nutzbarmachung aller verfügbaren Flächen. Selbst Parks und andere Grünflächen wurden umgepflügt und mit Kartoffeln oder Rüben bestellt. Die Berliner wurden aufgefordert, entsprechende Flächen in der Stadt ausfindig zu machen.
Welcher findige Bürger das „freie Land“ in Heinersdorf entdeckte, ist nicht überliefert. 1943 wurde die Grabe- Genehmigung für das freie Landzwischen der Straße Am Steinberg und der Berliner Straße erteilt.
Die Bezeichnung lautete: Kolonie "Freies Land", Berlin-Heinersdorf (Am Wasserturm) Gartenfreund Moser wurde zum Vorsitzenden der Kolonie gewählt. Er bekleidete diese Position bis zum Jahr 1946. Wer in der damaligen Zeit einen Garten besaß, war Krösus in den Augen der Verwandten und Bekannten.
Wie das Vereinshaus entstand
Erinnerungen von Jochen Müller, Vorsitzender von 1979 bis 1986
Den aktiven Erbauern gewidmet.
Dem Gedächtnis derer, die nicht mehr am Leben sind.
Es fing damit an, daß sich beim Kinderfest Ende August 1980 das Wetter von besonders schlechter Seite zeigte. Die Kinder hatten ihren Spaß, aber immer wieder schauten Eltern und Helfer besorgt zu den schwarzen Wolken am Himmel, und es war höllisch kalt. „Es müßte ein Vereinshaus geben“, sagte jemand, ebenso kritisch wie resigniert, „das würde uns bei Regen und Kälte retten.“ Heute kann man sich „Freies Land“ ohne das Vereinshaus kaum vorstellen. Aber in vierzig Jahren des Bestehens gab es ein solches Zentrum nicht. Auf dem Festplatz stand ein, aus einem Musikpavillon umfunktioniertes, Häuschen, kaum 20 Quadratmeter, 15 Stühle für Vorstandssitzungen und Sprechstunden. Getränke gab es in einem Kiosk, der im Auftrage des Vorstandes von einem Gartenfreund betrieben wurde. Versammlungen fanden in einer Schule in der Dunckerstraße statt. Nicht ohne Neid blickte man auf Anlagen, in denen ein Spartenheim Raum für ein florierendes Vereinsleben bot. Die Anlage war ja als „Grabelandkolonie“ entstanden. Lange Zeit blieb offen, ob und wann die Bauplanung für Wohnhäuser analog zum Steinberg wieder aufleben würde. Ein mir vorliegender Nutzungsvertrag vom 23. Februar 1949 besagte:
„Das Bezirksamt überläßt…eine Fläche…zur vorübergehenden Nutzung als Grabeland. Dem Nutzer ist bekannt, daß die überlassene Fläche... zur späteren Verwendung für andere öffentliche Zwecke bestimmt ist…. Einbringen von mehrjährigen Kulturen, insbesondere von Obstbäumen… sowie die Errichtung von Lauben…und anderen Baulichkeiten aller Art ist grundsätzlich untersagt. Noch am 3. April 1956 forderte der Vorstand sehr nachdrücklich, daß „unsere Anlage, die bis dato nach wie vor unter dem Begriff ‚Grabeland’ registriert ist, anderen Anlagen in Rechten und Pflichten gleichgestellt werden soll“.
Immer wieder, besonders in den Sechziger Jahren, wurde der Fortbestand der Anlage durch Kündigungen akut bedroht. Bewunderung verdient die Nervenstärke, mit der Horst Gebhardt, damals Vorsitzender, die Anlage durch die Gefahren steuerte. Für den Milchhof (heute Kaufland-Areal) mußten zahlreiche Parzellen geräumt werden...
Erst 1979 konnte ich als neu gewählter Vorsitzender mitteilen, daß uns auf meine Forderung hin vom Berliner Magistrat der Bestand der Anlage bis 1990 und darüber hinaus zugesichert wurde. Die Zeit für ein Vereinshaus schien gekommen.
Gleich nach besagtem Kinderfest ging es an die Vorbereitung. In vielen Gesprächen mit Gartenfreunden, besonders solchen vom Bau, so mit Wolfgang Kraft, Helmut Schirmer, Bernd Gerngroß, Horst Krupp, Manfred Simmack, Hans Flemming, Horst Schwenn, bekam das Vorhaben immer konkretere Konturen. Vom VKSK-Kreisvorstand kam ein Angebot, wertgeminderte Fertigteile für ein Eigenheim von 83 qm verbilligt zu kaufen. Die Baukosten wurden auf 90. 000 Mark veranschlagt. Ich beriet mich auch mit Horst Gebhardt.
Er sagte: „Den Versuch ist es wert, mach’s!“
Gut und schön, aber wie könnte man das finanzieren? Einen gemeinsamen Fonds hatte die mehrfach gekündigte Anlage nicht geschaffen. Meine Gespräche mit der Berliner Sparkasse führten zu einem Vertrag, wonach uns zinslos ein Materialkredit von 67.500 Mark gewährt wurde, während die Anlage 22.500 Mark an Eigenleistungen zu erbringen hatte. Der Kredit mußte vom 1. Mai 1981 bis zum 30. September 1982 in Anspruch genommen werden. Die Mittel würden jeweils bei Vorlage bestätigter Rechnungen bereitgestellt. Mit Rücksicht auf unsere leeren Kassen wurde ausnahmsweise eine Tilgungsfrist von acht Jahren eingeräumt. In der Versammlung am 15. November 1980, in der ich das Projekt vorstellte, sagten viele, daß das Haus ein lang gehegter Wunsch war, auch, um die Perspektive der Anlage zu fundieren. Vorhaben, Kreditantrag und eine Umlage zur Sicherung der Tilgungsraten wurden beschlossen. Der Gemeinschaftsdienst wurde für zwei Jahre auf acht Stunden erhöht. Mit der Einladung hatten wir Verpflichtungskarten ausgegeben. Darin hieß es: „Ich bin bereit, mich…mit folgenden Leistungen zu beteiligen: Zahl der Aufbaustunden. Spezielle Einsatzwünsche, Fachkenntnisse und Erfahrungen.“ Noch während der Versammlung gaben bereits nahezu hundert Gartenfreunde die Karten ausgefüllt zurück, die Bereitschaft reichte von 20 bis zu 100 Stunden! Was für eine Aufbruchstimmung!
Bald darauf unterzeichnete ich, zusammen mit der Finanzverantwortlichen Gerda Miegel und Artur Kanzler, dem Vorsitzenden der Revisionskommission, in der Sparkasse am Alexanderplatz den Kreditvertrag. Er besagte auch, daß vom 30. Juni 1982 an jährlich bis 1989 genau 8.437, 50 Mark zurück gezahlt werden mußten.
Offen gesagt, mir war doch recht unbehaglich. Würde es gelingen, den Anfangselan
über mehrere Jahre lebendig zu halten, die Mitglieder
immer neu für das Projekt zu motivieren? War, zumal bei damaligen Materialengpässen, das Risiko eines blamablen Scheiterns nicht doch zu hoch? Hatte ich mir und auch meiner Frau nicht zu viel
zugemutet? War es nicht immer unser Prinzip, nie und keinem etwas schuldig zu sein? An schlaflosen Nächten fehlte es nicht.
Der erste Rückschlag traf prompt ein: Als Helmut Schirmer und andere Experten
die angebotenen Fertigteile abholen wollten, kamen sie zu einem vernichtenden Urteil: „Unbrauchbar!“ Mit Zustimmung des Kreditgebers entschlossen wir uns, nach einem eigenen Entwurf das
Haus in traditioneller Bauweise zu errichten. Ein Architekt fertigte uns kurzfristig ein maßgeschneidertes Projekt, in solcher Qualität, daß die Staatliche Bauaufsicht anstandslos den
„grünen Stempel“ gab.
Das Beste daran: Mit der gleichen Bausumme konnte ein doppelt so großes Haus entstehen als ursprünglich gedacht war.Mit viel Applaus wurde der symbolische erste Spatenstich begrüßt, den im Frühjahr
1981 der achtzigjährige Gartenfreund Paul Schüler vollzog. Doch bald kam ein zweiter Rückschlag: Bei den Ausschachtungsarbeiten stießen die Baggerleute sogleich auf Grundwasser, so daß sie
mit ihrer Technik erschrocken abzogen. Schnell verbreitete sich ein Gerücht: „Vorhaben ins Wasser gefallen.“ Man erinnerte sich, daß Hochwasser hier nicht selten auftrat. War der Festplatz für
ein solches Haus geeignet? Wir griffen zum Spaten, um an verschiedenen Stellen metertief zu graben. Alles trocken! Das Ausschachten konnte also weiter gehen, aber der Zeitverlust war
schmerzlich.
Jetzt galt es, für die nötigen Baustoffe, Zement, Sand, Kies, Steine, zu sorgen. Welch ein Glück, daß hier Edgar Schäfer in Aktion trat. Er wußte, daß ihm wegen seines Herzleidens nur noch wenige Jahre vergönnt sein würden. Bewundernswert, mit welcher Hingabe er sich für das Vereinshaus einsetzte. Wie oft stellte er sich Stunden vor Geschäftsbeginn beim Baustoffhandel an, um an das knappe Material zu kommen und die Anfuhrtermine zu vereinbaren.
Er gewann Rentner wie Kurt Rettke, Richard König, Paul Linse, die stets zur Stelle waren, wenn an Wochentagen manchmal schon früh um 7.00 Uhr das Material entladen werden mußte. Mir ist nicht erinnerlich, daß es wegen fehlender Baustoffe bei Arbeitseinsätzen zu Leerlauf gekommen wäre. Den Sommer über herrschte auf dem Festplatz am Wochenende lebhaftes Treiben. Manchmal waren mehr als 40 Gartenfreunde da, um mit Betonmischer, Schubkarre, Schaufel und Wasserwaage den Bau Meter um Meter voranzubringen.
Elli Lommel sorgte in ihrem Kiosk u. a. für Erfrischungen und förderte so die Arbeitsfreude. Die Bauexperten achteten streng drauf, daß durch genaues Messen und exakte Vorgaben alles auf Anhieb klappte und nichts doppelt getan werden mußte. Bis zum Herbst 1981 waren die Wände hochgezogen. Schon wurde für jedermann sichtbar, daß hier ein ansehnliches und zweckmäßiges Vereinshaus entstehen würde. |
Ein solches Vorhaben ohne Planposition war damals kaum vorstellbar. Einen Fremdbetrieb anzuheuern, das hätte sich weder planwirtschaftlich noch finanziell machen lassen. Die Trümpfe, die wir ausspielen mußten – das waren Einsatzwille, Ideen, Können, Improvisation und - Beziehungen! Alle 14 Tage berieten wir mit Baustab und Aktiv, und da ging es oft hoch her. Stolperfallen gab es genug. Am Anfang mußte ein Bauzaun gesucht und gefunden werden. Dann galt es, den Leiter eines Baubetriebes so zu „bearbeiten“, daß er uns unentgeltlich ein Baugerüst bereitstellte.
Ernste Sorgen bereitete es z. B. passende Dachbinder zu bekommen. Ohne bestätigtes Baukontingent waren keine zu haben. Aber irgendwo, am Rande von Berlin, wurden solche gefunden. Irgendwie hatte sie ein Betrieb ausgesondert, abgeschrieben und vergessen. „Taufrisch“ waren sie, gelinde gesagt, auch nicht. Aber die Experten meinten: Her damit, wir kriegen sie schon hin!
Wie dann die Holz-Spezialisten in ihrer Kluft zu dritt oder zu viert vor den Bindern knieten und einen nach dem anderen im Gleichtakt hämmernd gebrauchsfähig machten, dieses Bild steht mir heute noch vor Augen. Überhaupt, es war ein Erlebnis, so viele Könner, Menschen mit goldenen Händen, für dieses Vorhaben wirken zu sehen.
Wolfgang Kraft, Tiefbau-Meister, prüfte fast täglich, wenn er von seiner Baustelle kam, wo sein Können und Geschick gefragt war. Er zog sich um, packte zu, und wieder waren wir ein Stück vorwärts gekommen.
Ebenso Manfred Simmack, ein echter Allround-Könner, dem es geradezu Spaß machte, für besonders knifflige Probleme eine gute Lösung zu finden. Oder Hans Flemming, den Zimmermann, oder Horst Schwenn, den Elektromeister, oder Fritz Bade, Bernhard Gerngroß, Helmut Schirmer, Herbert Hans, Willi Storrer, oder Horst Jaenchen, dem der Außenputz übertragen wurde. Man möchte jeden einzelnen nennen. Sie alle haben sich mit dem Haus ein würdiges Denkmal gesetzt.
Und das gilt nicht nur für die Bau-Spezialisten. Es waren Hunderte, die tatkräftig mit zupackten, vom Auf- und Abbau des Bauzaunes bis zum abschließenden Fensterputz. Ohne all diese Helferinnen und Helfer hätten wir es kaum geschafft. Viele Bewerber erarbeiteten sich hier Chance und Anrecht, schneller einen Garten zu bekommen.
Nicht vergessen möchte ich die Ehepartner (innen), die, mal verständnisvoll, mal etwas knurrig, nötige Gartenarbeiten allein auf sich nahmen. So pathetisch es klingt: Hier schuf sich die Anlage ein lebendiges Zeugnis tätigen Gemeinschaftssinns.
Zu großen Ereignissen wurde das Richtfest im Oktober 1982 und im folgenden Sommer
die Feier der Schlüsselübergabe. Beide Male gab es Freibier.Helga Simmack, Ursel Bade, Brigitte Storrer, meine Frau und andere schälten wie die Weltmeister Kartoffeln und Möhren; vom
Fleischkombinat wurden preisgünstig Bockwürste beschafft, eine zünftige Erbsensuppe wurde in einer Feldküche zubereitet, und es war lustig, wie sich davor im Nu S-förmig eine
erwartungsfrohe
Schlange bildete…
Unvergeßlich, wie Hans Flemming nach altem Brauch mit Zylinder und Zimmermannskluft den Richtspruch deklamierte. Er hatte sich aus Büchern seiner Lehrjahre einen alten Spruch ausgesucht, der auch die Bitte um Gottes Segen nicht aussparte. Und einen Bibelvers, 1. Buch Samuel, abwandelnd rief er: „Glück zu! Friede sei mit Euch und diesem Haus und mit allem, was wir uns geschaffen haben!“ Sprach’s, trank und schmiß das Glas gegen die Steine. Es war zu spüren, daß er sich selbst mit dem Haus einen Herzenswunsch erfüllt hatte.
Auch Horst Krupp, Leiter des Baustabs, stand die Freude im Gesicht, als er mir später im Kreis vieler Mitglieder symbolisch einen großen Schlüssel übergeben konnte. Jetzt ging es an den Innenausbau. Fußboden, Fliesen, Ofenheizung, Stromanschluß, Lichtleitung, - wiederum für viele Fachleute und Helfer ein großes Arbeitsfeld. Der Gardinen und Vorhänge nahmen sich die Frauen an. Sicher blieb manches zunächst ein Provisorium. Nicht alles konnte endgültig gelöst werden. Noch ahnten wir zum Beispiel nicht, was die Bewirtschaftung uns zunächst an Problemen und Ärgernissen bringen sollte…
Dennoch: Wie froh waren wir, als Vorstand und Baustab schon im Herbst 1983 im neuen Haus den Kreisvorstand Pankow, die Vorsitzenden der anderen Anlagen und den Bürgermeister begrüßen konnten. Ich berichtete über unsere Erfahrungen, und die Gäste sparten nicht mit Lob. Sie bestätigten, daß wir einen großen Schritt getan hatten, um das Prädikat als Staatlich anerkanntes Naherholungsgebiet zu erwirken.
Akzeptanz fand, was wir mit all den Anstrengungen beweisen wollten: Daß die Anlage mit ertragreichen wie attraktiven Gärten und dem Vereinshaus eine wichtige Rolle im öffentlichen Stadtgrün spielt, daß auch sie dazu beiträgt, Lebensqualität für alle Bürger zu schaffen und der Großstadt ein menschliches Gesicht zu geben. Und: Daß unser Anspruch auf dauernden Bestand voll gerechtfertigt ist.
* * *
Dieser Anspruch ist freilich stets neu zu begründen. Heute geht es vor allem darum, die kleingärtnerische Nutzung in jeder Parzelle sichtbar zu machen. Und die ganze Anlage gilt es immer mehr als einen gastfreundlichen Ort für unbeschwertes Naturerleben, Erholung und Entspannung mitten in der Metropole auszugestalten. Dafür wünsche ich dem Vorstand und allen Mitgliedern auch künftig eine glückliche Hand und gutes Gelingen.
Es gibt keine genauen Angaben, wann der Pfuhl angelegt worden ist. Es dürfte aber etwa um 1911 gewesen sein. Er ist aber kein Teich im herkömmlichen Sinne, sondern eine künstliche Anlage. Viele werden nicht wissen, daß sein Untergrund gepflastert oder ausgemauert ist.
Er wurde damals als Regenwasserrückhaltebecken geschaffen. Das bedeutete, daß das Regenwasser von der Berliner Straße, von der Romain-Rolland-Straße und von anderen Straßen in ihn abgeleitet wird. Dieses Rückhaltebecken unterstand damals wie heute den Berlinern.
Anfang der 8Oiger Jahre wurde der Pfuhl zum Naturschutzgebiet erklärt. Viele
unserer Gartenfreunde freuen sich über die im Pfuhl lebenden Enten und Blesshühner. Man ist jedes Mal gespannt auf die Küken dieser Vögel. Auch Fische gibt es im Pfuhl. Für die Kröten der
umliegenden Gärten ist der Pfuhl ein willkommener Laichplatz. Attraktiv sind auch die Schilfecken. Sie geben vielen
Vögeln Schutz und die Möglichkeit zum Brüten. Im Pfuhl und an seinen Ufern wachsen auch seltene Pflanzen. In den letzten Jahren gab es durch Unwetter und Verschmutzung eine starke
Verlandung des Pfuhls. Da wir nicht Eigentümer des Teiches sind, können wir nur hoffen, daß die zuständigen Stellen das nötige Geld aufbringen um dieses ökologische Kleinod wieder in
seinen alten Zustand zu versetzen.
In unserer Anlage haben Bürger aller Schichten der Bevölkerung eine Parzelle. Vom Facharbeiter, Handwerker, Lehrer, Arzt bis zum Professor sind viele Berufsgruppen in der Anlage vertreten. Auch ausländische Mitbürger und Bewohner westlicher Stadtbezirke haben sich in unsere Gemeinschaft integriert und fühlen sich hier sehr wohl.
„....das kostbarste Gut sind unsere Mitglieder!“
Von Prof. Dr. s.c. Egbert Fischer (1. Vorsitzender des Vorstandes seit 2000)
„Das Millenium - Jahr war für viele Bürger unseres Landes ein willkommener Anlass
gute Vorsätze zu fassen. Ob das auch für unsere
Gartenfreunde Gültigkeit besitzt? Sicher – einige sind bekannt, die es tatsächlich geschafft haben sich das Rauchen abzugewöhnen.
Vorsätze für die „kleingärtnerische Nutzung“ sind dagegen weniger an die Öffentlichkeit gedrungen. Aber Spaß beiseite, wir alle wissen um was es geht. Es geht um nicht mehr, aber auch um nicht
weniger als den Erhalt unserer Kleingartenanlage. Dafür können und müssen alle ihren Beitrag leisten. Deshalb hat der Vorstand in den letzten Jahren darauf seine ganze Aufmerksamkeit
konzentriert. Die meisten Gartenfreunde haben das verstanden und wer heute durch unsere Anlage geht wird bestätigen, dass sich einiges zum Positiven verändert hat. Nur noch Wenige
müssen mit der Kraft der Gemeinschaft überzeugt werden, dass die „Drittelnutzung“ jenes Zauberwort ist, damit wir uns alle zufrieden im Liegestuhl zurücklehnen können.
Lässt man die Zeit Revue passieren, dann hat sich auch seit dem Jahre 2000, wie die Jahre davor, viel ereignet. Unser Verein war immer wieder gefordert, zweckmäßig und den Interessen unserer Mitglieder entsprechend zu reagieren. Neben der bereits dargestellten großartigen Leistung beim Bau des Gaststättengebäudes unter schwierigeren Materialbedingungen als gegenwärtig, ist ebenso der Neu- und Erweiterungsbau des Vereinshauses zu nennen. Ohne ihn wäre es nicht möglich eine geordnete Arbeit aller Vorstände zu gewährleisten. Übrigens , wer sieht heute noch, dass sich unter einem Teil des Vereinshauses „Schmidts Gartencenter“ versteckt?
Ebenso des Chronisten würdig ist die Sicherstellung der Energie- und Wasserversorgung, die der Verein innerhalb der Anlage selbst reguliert. Als Beispiel sei die Umstellung der Elektro-Freileitung auf Erdkabel genannt. 1995 waren alle Wege in der Anlage aufgegraben, um das Erdkabel aufzunehmen. Die Schützengräben aus den Kriegsjahren konnten ja im Sinne einer „Konversion“ nicht mehr genutzt werden. Aber auch über 50 Jahre später wurden wir auf besondere Weise an diese Zeit erinnert. Mehrfach mussten die Schachtarbeiten unterbrochen werden weil wir, vor allem in der Straße 45 und im F- Weg, Munition gefunden haben. Erst nach Räumung durch Spezialisten konnten wir weiter arbeiten.
Ein besonderes Kapitel, das immer wieder für Aufregung sorgt, ist die Wasserversorgung. Jedes Frühjahr stellen sich unsere Wasser-Obleute die bange Frage, ob Frostschäden zu besonderen Baumaßnahmen zwingen. Bei der Rechnungslegung spielen die Wasserverluste ebenso eine nicht zu unterschätzende Rolle. Deshalb ist es berechtigt und findet sicher die Zustimmung unserer Mitglieder wenn wir an dieser Stelle allen Energie – und Wasserverantwortlichen des Vereins für ihre uneigennützige Arbeit recht herzlich danken. Auch hier kann man sagen, unsere Mitglieder erbringen „Solidarleistungen“ für hoffentlich noch viele Generationen von Kleingärtnern. Die Zeit ab dem Jahre 2000 bescherte uns auch neue „Aktivitäten“; beispielsweise im Interesse einer ökologischen Abwasserentsorgung. Um die berühmten „abflusslosen Abwassersammelgruben“ einbauen und nutzen zu können, mussten die Betroffenen nicht nur erneut ihren Geldbeutel öffnen – nein, es war erforderlich 5,3 km Wege in der Gemeinschaftsarbeit mit Rasengittersteinen zu befestigen. Auch die zentrale Abwassergrube auf dem Festplatz musste zertifikatsgerecht ausgekleidet werden. Der Festplatz, und die Straße 45 zum Parkplatz, die sich sonst im Frühjahr und Herbst regelmäßig zu einer „Schlammoase“ entwickelten, wurden besonders gründlich befestigt. Jetzt kann man trockenen Fußes zum Parkplatz gelangen, wo sich in absehbarer Zeit neue Arbeitsaufgaben abzeichnen. All das hat unsere Kräfte gefordert. Heute können wir sagen: auch das haben wir geschafft!
Eine Gemeinschaft, wie unsere, kann sich nur harmonisch entwickeln, wenn das Klima der Kleingärtner zueinander stimmt. Wenn Hilfsbereitschaft und gegenseitige Rücksichtnahme bestimmende Merkmale unseres Zusammenlebens in der Anlage sind. Neben der Einhaltung unserer Gartenordnung tragen dazu auch unsere kulturellen Maßnahmen bei. Manche Aktivitäten auf diesem Gebiet wirken bereits im Sinne einer Tradition.
Dazu gehören unserer Zusammenkünfte mit den weiblichen Mitgliedern unseres Vereins aus Anlass des internationalen Frauentages. Daran haben wir bis heute festgehalten und sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Gleiches gilt für die Treffen verdienter Mitglieder aus Anlass des Erntedankfestes, das wir meistens im September begehen. Selbstverständlich können wir aus finanziellen Gründen immer nur einen Teil unserer Mitglieder einladen. Aber die Treffen zeigen eindrucksvoll wir sind damit auf dem richtigen Wege. Ebenfalls traditionell angelegt sind unsere zentralen Kinder- und Sommerfeste.
Wenn wir heute sagen können, dass daran allein in den letzten vier Jahren 1200 Mitglieder mit ihren Gästen teilgenommen haben, zu zeigt dies eindrucksvoll die Gemeinschaft wirkt dem Trend zum Individualismus entgegen. Das hat auch der regierende Bürgermeister von Berlin verinnerlicht.
Neu hinzugekommen sind unsere Abteilungsfeste. Immerhin müssen hier über die Sommermonate, neben den zentralen Terminen, sechs Wochenenden terminlich abgestimmt werden. Gut ist, dass man auf diesen Festen auch Mitglieder aus anderen Abteilungen begegnet. Auch liegen die Teilnehmerzahlen, je nach Größe der Abteilung, bei 120 bis 200 Personen. Die materielle Basis bilden dafür unsere Partyzelte, Biertischgarnituren und Campingstühle.
Nicht mehr wegzudenken ist die von unseren Kleingärtnern Wolfgang Kraft, Günter Kohlschmidt, Fritz Bade und Klaus Trommler selbst gebaute transportable Tanzfläche, die in diesem Jahr einen neuen Belag erhalten hat. Hier sammeln unsere Mitglieder, vorausgesetzt das Wetter spielt mit, bei einem Tänzchen neue Kraft für den mitunter nicht leicht zu bewältigenden Alltag.
Alles in allem können wir sagen: Jeder Vorstand, der aus Anlass einer Delegiertenkonferenz satzungsgemäß neu gewählt wird, findet eine immer besser werdende Basis für eine gute Vereinsarbeit vor.
Aber das kostbarste Gut bleiben unsere Mitglieder. Ohne deren Bereitschaft zur Mitarbeit eine erfolgreiche Vereinsarbeit undenkbar ist.
Anmerkung: Diese Seite enthält Auszüge aus der Festschrift, die anläßlich des 60. Jubiläums unserer Anlage herausgegeben wurde. Diese Festschrift (illustriert) kann beim Vorstand für den Selbstkostenpreis von 5 Euro bestellt werden.